Anne-Marie Fendt wird für großes Engagement auszeichnet
Für ihre Erinnerungsarbeit zur jüdischen Geschichte erhielt sie von der Regionalentwicklung Stauden den Kulturpreis „Staudenähre“.
Seit Jahrzehnten setzt sich Anne-Marie Fendt dafür ein, dass die Erinnerung an die jüdischen Familien in Fischach und den Stauden nicht in Vergessenheit gerät. Dafür wurde sie nun mit dem Kulturpreis „Staudenähre“ von der Regionalentwicklung Stauden (RES) während einer kleinen Feier am Gedenkstein unter der Thoma-Linde in Fischach ausgezeichnet. Der Verein ehrt seit 20 Jahren in unregelmäßigen Abständen verdiente Persönlichkeiten, die dazu beitragen, dass in den Stauden die kulturelle Vielfalt erhalten, gefördert und gepflegt wird.
Erzählungen ihrer Mutter über jüdische Familien in Fischach, die während des Nationalsozialismus ihre Heimat verlassen mussten, waren für Anne-Marie Fendt ausschlaggebend, sich mit der jüdischen Geschichte zu befassen. 400 Jahre waren Fischach und die Stauden die Heimat vieler Jüdinnen und Juden. Die Neugier von Anne-Marie Fendt wurde zudem durch das Buch über die Judenverfolgung in Schwaben von Gernot Römer sowie durch Veröffentlichungen von Professor Kießling, aber vor allem auch durch die Chronik von Michael Piller geweckt, die er zur 1000-Jahr-Feier in Fischach 1981 erstellte hatte. Erstmals wurde in der Chronik das Leben der Juden erwähnt, was auch zu Beginn der 80er Jahre noch ungewöhnlich war. Damals wurde über das Thema in der Regel geschwiegen und nur selten gesprochen. „Begierig nach Wissen und Aufklärung fuhr Anne-Marie Fendt zu Vorträgen und Seminaren, sammelte Wissen, trug Details zusammen und recherchierte über das Zusammenleben von Christen und Juden“, erläuterte Benigna Schönhagen, die ehemalige Leiterin des jüdischen Kulturmuseum Augsburg-Schwaben während ihrer Lautatio.
Anne-Marie Fendt stand als Auskunftsgeberin zur Verfügung, warb weitere Vermittlerinnen und Vermittler und übernahm gelegentlich Führungen auf dem jüdischen Friedhof in Fischach. Zugleich war die ehemalige Lehrerin mit beteiligt an der Gründung des Kulturkreises Kern in Fischach und dessen Arbeitskreis, der sich mit der Geschichte der Christen und Juden in Fischach befasst. Anne-Marie Fendt organisiert mit anderen zusammen Führungen, Vorträge, Konzerte, Exkursionen und verschiedene Projekte. Sie will erreichen, „dass die jüdische Geschichte im Bewusstsein bleibt“ und investiert deshalb viel Zeit in ihre Aufgabe.
Benigna Schönhagen lobte ihr außerordentliches Engagement und meinte: „Ihre Arbeit war nicht laut, aber sie hat viel bewegt. Sie hat gezeigt, dass Erinnern keine Last, sondern ein Akt der Menschlichkeit ist.“ Gerührt und dankbar nahm Anne-Marie Fendt die Auszeichnung der Regionalentwicklung Stauden an, die ihr durch die beiden Vorsitzenden Gerald Eichinger und Peter Ziegelmeier sowie durch Bürgermeister Robert Sturm überreicht wurde. „Die Erinnerung gilt sowohl den Verdiensten der Juden als auch ihrer Entrechtung und Verfolgung bis zum endgültigen Aus hier in Fischach im Jahr 1942“, sagte Anne-Marie Fendt. Zur Feier waren unter anderem auch Vertreter der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem Netzwerk historische Synagogenorte Bayern sowie dem Landesverband israelitischer Kultusgemeinden gekommen.
Die Staudenähre ist ein handgefertigtes Schmuckstück in Form einer Getreideähre, die als Anstecker oder Brosche getragen werden kann. Das Wort „Staudenähre“ ist ein Wortspiel und steht für „Ehre“ und Dank für verdiente Leistungen. Das Wort „Ähre“ (Getreide) ist als Symbol für Ernte und Gewinn zu verstehen.
von Karin Marz